PLANSEQUENZ FÜR EINE PLANSTADT
A PLANNED SEQUENCE FOR A PLANNED CITY
Diese Dokumentation kombiniert einen Ausschnitt der Plansequenz - ohne Tonspur - mit dem Vortrag eines Textes von Diana Artus in der Konferenz
Die Planstadt Eisenhüttenstadt ist in ihrer Eigenschaft als Modell ein präzise komponierter Raum. Seine ideelle Grundlage, die Vorstellung einer anderen Lebensweise in einer sozialistischen Gesellschaft, erscheint heute obsolet.
Diana Artus, Stefanie Gaus und Volker Sattel suchen innerhalb der gebauten Ideologie der Modellstadt, die heute als Denkmal konserviert ist, ein Potenzial freier Aneignung und Betrachtung. Wie gestalten die Bewohner den normierten Raum mit, wie wurde und wird das Modell von der Spuren und Eingriffen alltäglicher Nutzung durchdrungen und überlagert?
Um den Kontrast von Planung und Abweichung aufzuzeichnen, verkörpert das filmische Projekt diesen in seiner eigenen Struktur. In einer präzise kadrierten Einstellung wird mit einer langsamen Kamerafahrt die Stadt durchmessen. Die Fahrt führt u.a. entlang der Trampelpfade, die in der Stadt neben den geplanten Wegen, Straßen, Bürgersteigen und Gartenwegen entstanden sind, diese verbinden bzw. ergänzen. Indem die Planung der Fahrt sich im geplanten Charakter der Stadt spiegelt, entsteht ein Kontrast zu dem, was der Kamera dabei tatsächlich begegnet, was im Bild erscheint.
Dabei entsteht eine Parallele zur filmischen Narration: die Plansequenz eines Films wird nach einer zuvor ausgedachten, akribisch komponierten Choreographie inszeniert. Doch erst das Eindringen des nicht Planbaren macht aus ihr eine gute Einstellung.
Diana Artus lebt und arbeitet als Journalistin und Künstlerin in Berlin. Neben ihrer auf Fotografie basierenden künstlerischen Arbeit, die sich insbesondere mit der Wahrnehmung des urbanen Raums und Vorstellungsbildern von Städten auseinandersetzt, schreibt sie seit 2017 regelmäßig für Deutschlands größtes Online-Architekturmagazin BauNetz. Stefanie Gaus, 1976 in Ulm geboren, lebt und arbeitet
als Autorin, Regisseurin und Kamerafrau in Berlin. Sie beschäftigt sich auf filmischer und theoretischer Ebene mit der Untersuchung von Räumen an der Schnittstelle zu Kunst, Architektur und Gesellschaft, ihre filmischen Arbeiten werden auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals und Ausstellungen gezeigt. Volker Sattel führte Regie bei den Kinofilmen „Unternehmen Paradies“ (2003), „Unter Kontrolle“ (2011), „Beyond Metabolism“ (2014), „La Cupola“ (2016) und „Tara“ (2020). Seine Werke bewegen sich vorwiegend im Feld architektonischer Räume und Landschaften, wobei die Architektur nicht an sich, sondern als Möglichkeitsraum oder Vermittler filmisch betrachtet wird.