MICHAEL HIRSCHBICHLER

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"Der Widerspruch zwischen Modellanspruch und Schrumpfungsprozess, dem der Großteil der Stadt unterliegt, ist meiner Ansicht nach in den Mosaikbildern im öffentlichen Raum auf verdichtete Weise erfahrbar. In Wandbildern wie „Weltall, Erde, Mensch“ von Otto Schutzmeister im Wohnkomplex VI ist eine visionäre kosmische Perspektive ins Bild gesetzt, die in starkem Kontrast zu ihrer gegenwärtigen räumlichen und sozialen Umgebung steht. Der visionäre Inhalt des Bildes, den Menschen in seiner Beziehung mit der Erde und dem Kosmos zu denken, ist heute aktueller denn je – in einer Zeit, in der der Zustand der Erde zunehmend krisenhaft ist.

Mein Projekt setzt das zweiseitige Wandmosaik von Otto Schutzmeister neu in Szene, verhandelt die Zukunftsvision der Vergangenheit in der Gegenwart – und richtet so ein in der sozialistischen Planstadt verankertes Denkmal wieder auf die Zukunft aus. Das Bildmotiv der kosmischen Lichtstrahlen wird mit Leuchtstoffröhren für einen kurzen Zeitraum wiederholt, dreidimensional umgesetzt. Das Mosaik wird neu ausgeleuchtet, dabei in den Zeiten verschoben, neu in den Kontext seiner Umgebung gestellt.

Obwohl die im Mosaik behauptete Utopie deswegen nicht real wird, lässt sie sich mit einem frischen Blick erfahren. Ausgehend von der konkreten Situation in Eisenhüttenstadt wird die Frage, wie wir unser Leben im Verhältnis zum Planeten und zum Kosmos gestalten wollen (eine große Frage, die sich wiederum im kleineren Maßstab des Städtebaus und des persönlichen Lebens niederschlägt), zu einem konkreten, künstlerisch inszenierten Ereignis." (Michael Hirschbichler, 2020)


(Vortrag auf der Konferenz am 5.9.2020 im Friedrich-Wolf-Theater)