Michael Hofstetter entwirft eine Schriftskulptur für die momentan leerstehenden Räume des ehemaligen Restaurants im EG des vom Stahlwerk her kommend ersten Punkthauses an der Lindenallee. Hinter der durchgehenden Fensterfront soll in raumhoch ausgeführten Buchstaben der Satz ‚ICHFINDEABERDASS‘ stehen. Die Buchstaben bilden an drei Seiten den Raum des ehemaligen Lokals nach.
Michael Hofstetters Intervention kann einen Ort stiften, an dem Gespräch und Meinung wieder Substanz und Verbindlichkeit bekommen. Die Schriftskulptur macht den eigenen Standpunkt, von dem man aus spricht, leibhaft deutlich indem der Satz ‚ICHFINDEABERDASS‘ so in den Raum geschrieben wird, dass man innen sitzen, den Raum einnehmen und als Ort so herstellen müsste, um ihn zu lesen - was nicht möglich ist. Von Aussen wird der Satz spiegelverkehrt zu lesen sein. Der Satz soll perspektivisch als Skulptur auch frei im öffentlichen Raum stehen und dort einen Ort der Begegnung und des Gesprächs bilden.
Im Rahmen von 'Eisenhüttenstadt - Zwischen Modell und Museum II' wird der Satz zunächst in Form eines Vorhangs realisiert. Chromfarbene Buchstaben auf schwarzem Nessel schreiben den Satz lesbar in die Fenster (Mitarbeit: Lotta Röthig, Anna Röthig-Jarosz). Ein Vortrag auf der Konferenz im Friedrich-Wolf-Theater erschließt Hintergründe des Projekts und seine Verankerung im Werk von Michael Hofstetter.
„‘ICHFINDEABERDASS‘ ist der Einwurf des Subjekts gegen das System; die Wut und das Aufbegehren gegen Bevormundung; das Durchbrechen der Ordnungsmacht mit seinem eigenen Begehren als bloßes Begehren. ICHFINDEABERDASS. Dieser Satz steht für unsere Zeit. Er steht gegen die Idee eines Ganzen und gegen das Verstehen eines Ganzen und überhaupt gegen die Bereitschaft, das Ganze zu denken. Die Idee eines Ganzen, eines Kosmos oder einer Idealgesellschaft, auch in Form einer Utopie, war jahrhundertelang das Modell um im Guten oder im Schlechten das Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft zu beschreiben oder zu entwerfen. Zuerst im antiken Griechenland, dann in der Kirche, dann profaniert in den Ideologien des 19ten Jahrhunderts. Eisenhüttenstadt ist das Relikt eines solchen Modells. Es ist als Idealstadt gebaut worden und verkörperte als ideale Stadtstruktur die gesellschaftliche Utopie des Sozialismus. In dieser utopischen Projektion ist Eisenhüttenstadt mit der Klosteranlage von Neuzelle vergleichbar. Solche Modelle wie die Gesellschaft im Miteinander fiunktioniert und wie sich dieses in städtebaulicher Gestalt übersetzt sind heute aus der Mode. Stattdessen beharrt jede Bürgerin und jeder Bürger auf seinem Recht, auf seiner Stellung und seiner Kränkung. ICHFINDEABERDASS kann der Beginn einer Auseinandersetzung sein, wie Gemeinschaft wieder denkbar und machbar wird.“ (Michael Hofstetter)