WANDZEITUNG / WALLNEWSPAPER
„Ist die Sprache aber kein Kunstwerk, so ist sie dafür bis heute die einzige Einrichtung der Gesellschaft, die wirklich schon auf sozialistischer Grundlage beruht. (...) Die Sprache ist Gemeineigentum. Alles gehört allen, alle baden darin, alle saufen es, und alle geben es von sich. Utopisten hoffen und lehren, die ganze Natur werde einmal so gemein werden wie die Sprache, wenn erst alles Eigentum gemeinsam und wohlfeil sein wird wie die Sprache.“ (Fritz Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache, Ullstein Verlag, 1984)
Piotr Zamojski, der mit seinem Projekt bereits an der Ausstellung 2020 beteiligt war, entwirft eine die Stadt durchdringende Installation mit Schriftbildern, die in ihrer Komplexität nicht realisierbar ist, fiktiv bleiben muss. Er thematisiert zwei sprachliche Phänomene: die Fahnenwörter des ehemaligen sozialistischen Staates und die Werbeslogans aus der Zeit nach der Wende. Öffentliche Appelle der DDR-Zeit werden mit dem Vokabular der Werbewelt konfrontiert. Eisenhüttenstadt ist als frühere ‚erste sozialistische Stadt der DDR‘ auch vor allem eine Behauptung. Die Stadt ist als - ehemaliges - Modell auf politischen Forderungen aufgebaut, von diesen geprägt, von ihnen durchzogen. Heute sind an die Stelle der politischen Propaganda die Slogans der Werbung getreten.
In der Gegenüberstellung der Verlautbarungen, die damals wie heute den öffentlichen Raum prägen, stellt Piotr Zamojski die Frage nach dem Einzelnen, dem Ort, der ihm in diesem Raum zugewiesen wird.
Piotr Zamojski zeigt in diesem Jahr eine größere Gruppe der Schriftbilder in Modellen der jeweiligen Durchgänge und realisiert die Schriftbilder in einem Durchgang in der Stadt.